Sein Privatleben ist zugleich öffentliche Bühne. Ein Hausbesuch. Ein paar verrostete Autowracks liegen auf der angrenzenden Wiese, die knorrigen Bäume sehen verwachsen, der Innenhof schwer in die Jahre gekommen aus.
Eine enge hölzerne Stiege führt ins Reich der Wollersheims. Sophia, die ihrem Bert wie fast jeden Abend einen Nusskuchen gebacken hat, öffnet die Tür. Auch die Wohnung der beiden ist üppig dekoriert, vollgestopft mit amerikanischem Kitsch, Indianerköpfen, Mini-Freiheitsstatuen und Büffelhörnern. Bert Wollersheim lässt kurz auf sich warten. Dann tritt der kleine Mann aus dem angrenzenden Badezimmer, mit nacktem Oberkörper. Seine langen blonden Haare leuchten im Kontrast zur sonnenbankgebräunten Haut, er trägt schwarze Ketten und Ohrringe, dazu hautenge Jeans und Westernstiefel.
Offenbar sind die beiden Boulevard-Homestorys gewöhnt, ihre Privatsphäre ist zugleich Bühne. Sophia zitiert Berts Sohn Alain herbei, der mit aufs Foto soll.
Der Neunjährige stammt aus einer Beziehung mit einer Nigerianerin, die den Sohn selten besuche, sagt Sophia. Alain würde jetzt viel lieber spielen gehen. Aber nein: Er soll fürs Foto lächeln. Ein ungleiches Paar, das im Wunsch nach Öffentlichkeit und Prominenz einen gemeinsamen Nenner gefunden hat.
Bert entdeckte diese Leidenschaft schon in seinen Jugendtagen in Heimerzheim, einem Dorf mit etwas mehr als Einwohnern unweit von Bonn. Ein Schützenverein, die katholische Kirche St. Mehr Prominenz hat der Ort nicht zu bieten. Abends zog der junge Friseur mit den dunklen Gestalten in die örtlichen Zockerlokale, übernahm für sie Laufburschengänge, kaufte frische Hemden und Zahnbürsten.
